„Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heils“ so heißt es in einem Gebet am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu. Wir blicken an diesem Tag in besonderer Weise auf das Herz Jesu. Es soll uns ermutigen, unser eigenes Herz zu öffnen, uns von Jesus lieben zu lassen und nach dem Vorbild Jesu selbst zu einem liebenden Menschen zu werden.
Dem Hl. Josef Freinademetz ist dies in besonderer Weise gelungen. Ein schönes Beispiel dafür sind die für den Seligsprechungsprozess aufgezeichneten Aussagen der Bewohner von St. Martin in Thurn. Dort war Josef Freinademetz zwei Jahre als Kaplan tätig. Die Menschen spürten, wie sehr sein Herz allen offenstand, die mit ihren Sorgen und Anliegen zu ihm kamen. So zitiert Maria Flöss während des Seligsprechungsprozesses ihre Mutter, die zu sagen pflegte: „Zum Herrn Freinademetz gehen ist, wie wenn man zum Heiland selbst ginge. Er weiß immer zu trösten und guten Rat zu geben.“
Viele Male nahm der Heilige den beschwerlichen Weg hinauf zur Familie Flöss auf sich, um der Familie während der schweren Krankheit der Mutter beizustehen. Maria war eines der Kinder, die er als Kaplan in der Volksschule unterrichtete. Im März 1879 besucht Josef Freinademetz auf dem Weg von Steyl nach China nochmals St. Martin um sich ein letztes Mal zu verabschieden. Seinem Reisetagebuch vertraut er an: „Das Teuerste was ich in St. Martin zu verlassen hatte, waren meine lieben Schulkinder. Von meiner Ankunft benachrichtigt, hatten sie ein kleines Fest veranstaltet, bei dem ich natürlich erscheinen musste. Das herzliche Weinen, in das die lieben Kleinen ausbrachen, während ich einige Abschiedsworte an sie richtete, zerriss mir das Herz.“
Einen der letzten Briefe des Heiligen, wenige Wochen vor seinem Tod, schrieb er an Maria Flöss. „Ich versichere dir, liebe Maria, dass mir in 30 Jahren vielleicht nie ein Brief so große Freude gemacht hat wie deiner, geschrieben im Namen aller meiner lieben Schüler. … Ach wie oft habe ich in diesen langen Jahren an diese guten Söhne und Töchter gedacht, und wie oft habe ich unseren Missionaren von ihnen erzählt und auch unseren lieben Chinesen! Welcher Trost für mich zu wissen, dass sie mich in 30 Jahren nicht vergessen haben, ja, dass sie täglich für mich beten, sie selbst und ihre kleinen Söhne und Töchter. … Dank auch dir, meine liebe Maria, die du die Feder in die Hand genommen hats, um mir die Nachricht zu schicken ... Grüße sie alle tausendmal und sage ihnen, dass ich für jeden von ihnen bete, wie ich es in meiner letzten Predigt in St. Martin versprochen habe. Bete für mich, Maria. Grüße alle meine guten Schüler und vor allem ihre Söhne und Töchter. Ich grüße alle, alle im Hl. Herzen Jesu. Euer Lehrer und Freund Giuseppe Freinademetz“
Fast alle Briefe von Josef Freinademetz beginnen oder enden mit einem Hinweis auf das Hl. Herz Jesu, das in seiner Spiritualität einen besonderen Platz einnimmt. Für ihn ist es der Ort, an dem er sich mit allen verbunden fühlt, die einen Platz in seinem eigenen Herzen haben. So schreibt er im April 1879 in seinem ersten Brief aus China an seine Familie: „Ich freue mich außerordentlich in China zu sein; macht euch um mich keine Sorgen. Wenn ihr mich besuchen wollt, tretet ins heiligste Herz ein, dort werden wir uns treffen.“