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Festgottesdienst am 29.01.2025 in der Kirche von Oies mit Bischof Ivo Muser.
Video jetzt online anschauen:
Am 28. Januar 1908 starb in China der Steyler Missionar "Ujöp" Freinademetz.
Er wurde am 5. Oktober 2003 vom Papst Johannes Paul II heiliggesprochen.
Zu folgenden Veranstaltungen in Oies sind alle herzlich eingeladen:
Dienstag, 28.01.2025 - 20:00 Uhr
Zu Hause bei P. Ujöp Freinademetz.
Musikalische Gestaltung Kirchenchor von Kampill und Matthias Thaler
Mittwoch, 29.01.2025 - 16:00 Uhr
Feierliches Hochamt.
Die hl. Messe wird auch durch Radio Maria übertragen.
Es singt der Kirchenchor aus St. Martin in Thurn.
Hauptzelebrant: Bischof Ivo Muser.
„Bei jeder Heiligen Messe erinnere ich mich an Euch Eltern, an die Brüder und Schwestern, an Freunde und an ganz Abtei und Sankt Martin.“
Hl. Josef Freinademetz
„Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heils“ so heißt es in einem Gebet am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu. Wir blicken an diesem Tag in besonderer Weise auf das Herz Jesu. Es soll uns ermutigen, unser eigenes Herz zu öffnen, uns von Jesus lieben zu lassen und nach dem Vorbild Jesu selbst zu einem liebenden Menschen zu werden.
Dem Hl. Josef Freinademetz ist dies in besonderer Weise gelungen. Ein schönes Beispiel dafür sind die für den Seligsprechungsprozess aufgezeichneten Aussagen der Bewohner von St. Martin in Thurn. Dort war Josef Freinademetz zwei Jahre als Kaplan tätig. Die Menschen spürten, wie sehr sein Herz allen offenstand, die mit ihren Sorgen und Anliegen zu ihm kamen. So zitiert Maria Flöss während des Seligsprechungsprozesses ihre Mutter, die zu sagen pflegte: „Zum Herrn Freinademetz gehen ist, wie wenn man zum Heiland selbst ginge. Er weiß immer zu trösten und guten Rat zu geben.“
Viele Male nahm der Heilige den beschwerlichen Weg hinauf zur Familie Flöss auf sich, um der Familie während der schweren Krankheit der Mutter beizustehen. Maria war eines der Kinder, die er als Kaplan in der Volksschule unterrichtete. Im März 1879 besucht Josef Freinademetz auf dem Weg von Steyl nach China nochmals St. Martin um sich ein letztes Mal zu verabschieden. Seinem Reisetagebuch vertraut er an: „Das Teuerste was ich in St. Martin zu verlassen hatte, waren meine lieben Schulkinder. Von meiner Ankunft benachrichtigt, hatten sie ein kleines Fest veranstaltet, bei dem ich natürlich erscheinen musste. Das herzliche Weinen, in das die lieben Kleinen ausbrachen, während ich einige Abschiedsworte an sie richtete, zerriss mir das Herz.“
Einen der letzten Briefe des Heiligen, wenige Wochen vor seinem Tod, schrieb er an Maria Flöss. „Ich versichere dir, liebe Maria, dass mir in 30 Jahren vielleicht nie ein Brief so große Freude gemacht hat wie deiner, geschrieben im Namen aller meiner lieben Schüler. … Ach wie oft habe ich in diesen langen Jahren an diese guten Söhne und Töchter gedacht, und wie oft habe ich unseren Missionaren von ihnen erzählt und auch unseren lieben Chinesen! Welcher Trost für mich zu wissen, dass sie mich in 30 Jahren nicht vergessen haben, ja, dass sie täglich für mich beten, sie selbst und ihre kleinen Söhne und Töchter. … Dank auch dir, meine liebe Maria, die du die Feder in die Hand genommen hats, um mir die Nachricht zu schicken ... Grüße sie alle tausendmal und sage ihnen, dass ich für jeden von ihnen bete, wie ich es in meiner letzten Predigt in St. Martin versprochen habe. Bete für mich, Maria. Grüße alle meine guten Schüler und vor allem ihre Söhne und Töchter. Ich grüße alle, alle im Hl. Herzen Jesu. Euer Lehrer und Freund Giuseppe Freinademetz“
Fast alle Briefe von Josef Freinademetz beginnen oder enden mit einem Hinweis auf das Hl. Herz Jesu, das in seiner Spiritualität einen besonderen Platz einnimmt. Für ihn ist es der Ort, an dem er sich mit allen verbunden fühlt, die einen Platz in seinem eigenen Herzen haben. So schreibt er im April 1879 in seinem ersten Brief aus China an seine Familie: „Ich freue mich außerordentlich in China zu sein; macht euch um mich keine Sorgen. Wenn ihr mich besuchen wollt, tretet ins heiligste Herz ein, dort werden wir uns treffen.“
„Liebe Hirten und alle Gläubige, der 24. Mai, der liturgische Gedenktag der Allerseligsten Jungfrau Maria unter dem Titel Hilfe der Christen – die sich im Marienheiligtum von Sheshan in Shanghai so großer Verehrung erfreut –, könnte in Zukunft den Katholiken auf der ganzen Welt Gelegenheit bieten, sich im Gebet mit der Kirche in China zu vereinen. Ich möchte, dass dieses Datum für euch ein Tag des Gebets für die Kirche in China werde.“ schreibt Papst Benedikt im Mai 2007.
Ein solcher offizieller Gebetstag für die Kirche in China hätte dem Hl. Josef Freinademetz sicher eine große Freude bereitet. In seinen Briefen in die Heimat bittet er immer wieder um das Gebet für den Aufbau der Kirche in China. Dem Wunsch, den christlichen Glauben in China zu verbreiten stellte er alle Kräfte seines Lebens und priesterlichen Wirkens zur Verfügung.
Im Mai 1886 schreibt er an seine Eltern, dass es nun das größte Opfer für ihn wäre, nach Europa zurückkehren zu müssen. „Jetzt, wo ich mit der Sprache keine so großen Schwierigkeiten mehr habe und auch das Volk und die chinesischen Bräuche kenne, betrachte ich China als meine Heimat. Ich bin seit sieben Jahren und mehr in China und möchte siebzig Jahre bleiben, wenn es Gott gefällt. Ich sage euch die Wahrheit: ich liebe China und die Chinesen und wäre bereit, tausendmal für sie zu sterben.“
In besonderer Weise schmerzte es ihm, wenn Chinesen, die sich dem Christentum zuwandten, vielfältigen Verfolgungen ausgesetzt waren. Im gleichen Brief an seine Eltern berichtet er: „An einem Ort, an dem es etwa hundert Neuchristen gibt, hatten die Armen furchtbares zu leiden; schon seit zwei Jahren lassen die anderen sie nicht leben, verfluchen sie, schlagen sie, rauben sie aus, legen Feuer, klagen sie fälschlicherweise vor Gericht an und tun diesen armen Christen sonst noch an, was ihr euch nur vorstellen könnt.“
Da die Christen in China auch heute wegen ihres Glaubens oftmals Benachteiligungen und Verfolgungen ausgesetzt sind, bietet dieser Weltgebetstag eine gute Gelegenheit uns im Gebet mit den Christen in China zu solidarisieren.
In einem anderen Brief, den er im Januar 1907 an Elisabeth Thaler, die Tochter seines väterlichen Freundes und Wohltäters Franz Thaler, schreibt, blickt Josef Freinademetz auf die Anfänge der Mission in Süd Shantung zurück: „Am 18. Januar haben wir hier den 25. Jahrestag der Eröffnung dieser Mission gefeiert. Vor 25 Jahren haben wir mit nur 158 Christen begonnen, heute zählen wir ungefähr 40.000 Getaufte und ungefähr 40.00, die sich auf die Taufe vorbereiten. Der Herr ist wirklich gut, und dies ist für uns Missionare wie auch für unsere Wohltäter in Europa ein großer Trost. Die Chinesen sind keine Feinde der Religion, und wenn Europa heutzutage christlich wäre, wie es sein könnte und sollte, so glaube ich ganz gewiss, ganz China würde christlich.“
Das Marienheiligtum in Sheshan, hatte Josef Freinademetz Ende April 1901 bei einem Aufenthalt in Shanghai besucht. Seinen Mitbrüdern berichtet er später: „Ich habe in 22 Jahren, seit ich in China bin, nichts Schöneres gesehen als diesen herrlichen Wallfahrtsort.“
Das Evangelium vom Guten Hirten, welches an diesem Sonntag in der Eucharistiefeier gelesen wird, erinnert uns an die Fürsorge Jesu. Alle, die er in seine Nachfolge gerufen hat, dürfen erfahren, dass er sie ganz persönlich kennt und bereit ist sein Leben für sie zu geben.
Von den überlieferten Predigten des Heiligen Josef Freinademetz ist die „Abschiedspredigt“, die er am 11. August 1878 in St. Martin in Thurn gehalten hat, sicher die persönlichste. In ihr bringt er die Motivation zum Ausdruck, die ihm die Kraft verleiht, alles zurückzulassen und der Einladung des „göttlichen guten Hirten“ zu folgen.
„Meine lieben Brüder! Durch das unendliche Erbarmen Gottes, der sich die schwachen als seine Werkzeuge erwählt, hoffe ich einer Gnade teilhaft zu werden, deren ich in Ewigkeit nicht würdig bin. Der göttliche gute Hirte hat mich in seiner unergründlichen Güte eingeladen, mit ihm hinauszugehen in die Wüste, um ihm zu helfen bei der Suche nach den verirrten Schafen. Was soll ich also anders tun als voll Freude und Dankbarkeit seine Hand küssen und mit der Schrift sagen: Siehe ich komme!“
Für ihn waren die „verirrten Schafe“ all jene, die noch nichts von Gott gehört haben und denen er die befreiende Botschaft vom Evangelium verkünden wollte. Das wenige Jahre zuvor in Steyl gegründete Missionshaus bot ihm nun die Gelegenheit diese Botschaft bis ins ferne China zu tragen. Als er sich in Steyl ein halbes Jahr später wieder verabschiedet, lässt er die zum Abschied versammelten Mitbrüder wissen:
„Als ich vor sieben Monaten von den heimatlichen Bergen schied, da wurde der Abschied mir recht schmerzlich. Hier in Steyl habe ich meine zweite Heimat gefunden. Doch nun ruft mich Gott, ich soll mir eine dritte Heimat jenseits des Meeres suchen. Ich will seiner Stimme folgen und allem was mich noch an Europa fesselt, Lebewohl sagen, um draußen im fernen Asien meine Kräfte dem Dienste des Allerhöchsten zu widmen.“
Mit seinen Kräften hatte er in den 29 Jahren als Missionar in China nie gespart. Viel zu oft hatte er sich über seine Kräfte hinaus verausgabt um den christlichen Glauben nicht nur zu verbreiten, sondern ihn auf ein gutes Fundament zu stellen. Immer wieder galt seine Sorge besonders jenen Christen, die als Neubekehrte unter Anfeindung und Verfolgung zu leiden hatten. Hier erwies er sich stets als der gute Hirte, der bereit war sein Leben zu geben.
Nach seinem Tod schrieb sein Bischof, Augustin Henninghaus, in einem Nachruf: „…die Neuchristen im Glauben festigen, religiöse Seelen zur Vollkommenheit führen, das war sein Leben. Er glaubte nie genug getan zu haben. Dabei war sein Eifer kein harter Eifer, sondern ganz durchdrungen von einer edlen Liebenswürdigkeit und warmer Herzensgüte. Das wussten auch die Chinesen. Seine Türe stand jedem offen, und er hatte für jeden wenigstens ein gutes Wort …. Es geht in diesen Tagen ein Wehklagen durch alle Gemeinden Süd-Shantungs, und das chinesische Neujahr, sonst ein Freudentag für alle Chinesen, wird manche unserer Christen noch in tiefer Trauer um den Hingeschiedenen sehen. Aber was wichtiger ist als das: möchten seine Lehren und sein Beispiel unvergesslich sein, möchte die Gottessaat die er gestreut, mit Schweiß und Tränen befruchtet, aufgehen zu tausendfacher Frucht.“
Der Karfreitag lädt uns in besonderer Weise ein, uns mit Jesus in seiner Passion zu vereinen indem wir sein Leiden betrachten und darin seine große Liebe zu uns erkennen. Kreuz und Leid sind wichtige Elemente in der Spiritualität des Heiligen Josef Freinademetz. Zu einer Gruppe Katechisten sagte er 1893 in einem Vortrag: „Einen Weg gibt es, den alle gehen müssen, die heilig werden wollen. Ich meine die Betrachtung des bitteren Leidens unseres Herrn Jesus.“
Diesen Weg ist er selbst gegangen. Die Passion Jesu hatte er nicht nur oft in der Hl. Schrift betrachtet, sondern auch selbst erlebt was es heißt: „Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleugnet werdet.“ Als er einen zu Unrecht verurteilten Katechisten beim Mandarin, einem hohen chinesischer Beamten der Kreisstadt Tsaohsien verteidigt und dessen Freilassung fordert, wird er beim Verlassen der Stadt fast zu Tode geprügelt. Was er dort am 23. Mai 1889 erlebte, schildert er in einem ausführlichen Bericht an seinem Bischof:
„Sie rissen mir die Haare aus, verdrehten mir die Arme und schleiften mich eine weite Strecke durch die Hauptstraße der Stadt hindurch. Ich glaubte, meine letzte Stunde habe geschlagen. Ich dachte viel an den kreuztragenden Erlöser, wie er durch die Straßen Jerusalems gezogen wurde, und pries mich glücklich, an seiner Schande teilnehmen zu dürfen. Gleichwohl hatte ich vor den bevorstehenden Martern Angst und flehte fortwährend um Stärke.“
Ein anderes mal entgeht er nur knapp dem Tod, als im Juli 1900 die Missionsstation in Puoli von den Aufständischen belagert wird. Er konnte sich nicht damit abfinden, sich selbst zusammen mit den anderen ausländischen Missionaren in Sicherheit zu bringen während die einheimischen Christen mit dem schlimmsten zu rechnen hatten. So beschließt er in der größten Not mit ihnen auszuhalten. In einem Bericht, den er später zur Veröffentlichung nach Europa sandte, lässt er die Leser an den dramatischen Ereignissen teilhaben:
„Die tausend und mehr Bewohner und Flüchtlinge gingen alle zu den Hl. Sakramenten. Es gelang mir die große Masse für ein ständiges gemeinsames Beten in der Kirche zu gewinnen. Ich verordnete abwechselnd ununterbrochenes Rosenkranzgebet; den anderen Tag ununterbrochenen Kreuzweg und alles bereitete sich auf den Tod vor. Was da gebetet und geweint wurde, hat der liebe Gott gesehen.“
Diese Vorkommnisse sind auch auf einer Gedenktafel erwähnt, die um das Jahr 1925 in der Kirche von Abtei angebracht wurde. Dort heißt es, dass er „im Jahre 1900 unter größter Verfolgung beinahe den Kranz des Martyriums erlangt habe“ Diese Tafel, gestiftet von seiner Nichte Albina Frenademez, ist ein erstes Zeugnis der öffentlichen Verehrung in seiner Heimat. Auf ihr wird daran erinnert, dass „Abtei seines großen Sohnes und Fürsprechers bei Gott gedenken möge.“
Kreuz und Leid werden in vielen Briefen von Josef Freinademetz in seine Heimat erwähnt. Oft ermutigt er darin eigenes Leid anzunehmen ohne darüber zu verzweifeln. So auch in einem Brief vom 25. Juni 1905 an sein Patenkind Franz: „Mut also und tragt gemeinsam das Kreuz, das euch der Herr sendet; es wird immer kleiner sein als jenes, das Gott selbst für uns trug.“
Von Besuchern des Geburtshauses des Hl. Josef Freinademetz in Oies wird immer wieder nach dem Grund der Heiligsprechung dieses Chinamissionars aus dem Gadertal gefragt. Abgesehen von den für eine Selig- und Heiligsprechung anerkannten Wundern kann man im Falle von Josef Freinademetz sagen, dass er sein Leben als Mensch, Christ und Priester in einer außerordentlichen Tiefe und Hingabe gelebt hat. Bis in seine letzten Tage.
„So, jetzt bin ich soweit; jetzt geht es nach oben.“ Das sagte der bereits von einer Typhus Erkrankung gezeichnete Josef Freinademetz, als er am 19. Januar 1909 das Zentralhaus der Steyler Missionare in Taikia erreichte. Bis zum Vortag hatte er noch die Jahresprüfung in einer Schule für Katechisten geleitet doch nun reichten seine Kräfte dafür nicht mehr aus. Als man ihn dort in einen Wagen setzte meinte er noch zu dem ihn begleitenden Krankenbruder „Es ist die letzte Fahrt.“
Seit Monaten wurden Teile von Süd Shantung von einer Typhus Epidemie heimgesucht, der auch einige der ersten Steyler Missionsschwestern zum Opfer fielen. Besonders betroffen war die Stadt Yenchowfu, wo Josef Freinademetz während der Abwesenheit des Bischofs zum wiederholten Male die Leitung der Mission übernommen hatte. Die dortigen Kranken lagen ihm sehr am Herzen: „Wenn man selbst krank ist, so fühlt man so wohl, was einem gut täte und wir schulden den Chinesen dasselbe. Wir sind ja gekommen um zu dienen.“
Am folgenden Tag traf er seine letzten Verfügungen. Darin bat er seine Mitbrüder ihm seine Fehler zu vergeben und ihn nach seinem Tode bei der Hl. Messe zu gedenken. Er versicherte allen, dass er im vollen Vertrauen auf die Barmherzigkeit des göttlichen Herzens und der Fürbitte Mariens sterbe. Nach dem Empfang der Sterbesakramente bat er darum, dass man über seinem Bett drei Bilder anbringen möge. Ein Herz-Jesu Bild, das Bild eines Schutzengels und seines Namenspatrons, des Hl. Josef.
In den nachfolgenden Tagen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zusehends. Das Brevier, an welchem er bis zuletzt festhielt, musste man ihm wegnehmen. Weder eine Kur mit chinesischer Medizin noch der herbeigerufene amerikanische Arzt der benachbarten evangelischen Mission vermochten seine Schmerzen zu lindern. Nach und nach trafen Mitbrüder der benachbarten Missionsstationen ein, um sich zu verabschieden und sich von ihm segnen zu lassen.
Am Dienstag den 28. Januar 1908 stirbt Josef Freinademetz. Dem Generalsuperior in Steyl, Arnold Janssen, wird in einem Telegramm mitgeteilt: „Der schlimmste Schlag, der unsere Mission treffen konnte, hat sie heute getroffen.“ Ein chinesischer Katechist bekennt: „Es ist mir, als wenn ich Vater und Mutter verloren hätte.“
In der ersten Biographie, welche Bischof Augustin Henninghaus auf Bitte der Ordensleitung der Steyler Missionare 1920 in China veröffentlichte, heißt es im Nachwort: „Es war der schlichte Pfad eines Missionarsleben, dem wir in der Erinnerung nachgewandelt sind. Nichts außergewöhnliches, wie es vielleicht der eine oder andere Leser erwarten möchte, findet sich in diesen Blättern. Wir hören nichts von glänzenden Wundertaten, nichts von Massenbekehrungen, wie sie uns im Leben anderer apostolischer Männer begegnen. Nicht einmal von einem glorreichen, blutigen Martyrium. Der ganze Charakter des Mannes, mit dem wir uns hier beschäftigt haben, trägt diesen Zug schlichter Einfachheit.“
Das Fest der Hl. Familie lenkt unseren Blick auf die Eltern Jesu, Maria und Josef, sowie auf seine Kindheit, die er mit ihnen in Nazareth verbrachte. Auch wenn wir aus historischer Sicht nicht sehr viel darüber sagen können, dürfen wir doch davon ausgehen, dass sie für sein späteres Leben von Bedeutung war. Das gilt für unser aller Leben und somit auch für das Leben des Hl. Josef Freinademetz. In der ersten Biographie, welche Bischof Augustin Henninghaus auf Bitte der Ordensleitung der Steyler Missionare 1920 in China veröffentlichte, heißt es einleitend:
„Wie in der reifen Traube die Güte des Bodens und des Rebstockes zur Geltung kommt, denen sie entsprossen, so pflegen auch Heimat und Familie dem Charakter eines Menschen ihre eigentümlichen Züge beizumischen. In ihnen wurzelt er, aus ihnen heraus entfaltet sich sein Leben. Ihre Kenntnis gibt nicht selten den Schlüssel zum Verständnis seiner Persönlichkeit.“
Die Kenntnisse, welche Bischof Henninghaus über Familie und Kindheit des späteren Heiligen hatte, beschränkten sich allesamt auf gelegentliche Bemerkungen aus persönlichen Gesprächen zwischen ihm und Josef Freinademetz. Über zwanzig Jahre waren sie zusammen in China. Spätere Biographien, allen voran die umfangreiche Lebensbeschreibung von Fritz Bornemann aus dem Jahre 1976, hatten bereits wesentlich mehr Informationen, auf die sie zurückgreifen konnten. Dies war vor allem einer Nichte des Heiligen, Anna Maria Campidell, zu verdanken, die in mühevoller Arbeit für den bereits laufenden Seligsprechungsprozess die Erinnerungen derer zusammentrug, die Josef Freinademetz noch persönlich gekannt hatten.
Aus den Aussagen seiner jüngsten Schwester Josefa, sticht ein Satz hervor, der in prägnanter Weise zum Ausdruck bringt, was Josef Freinademetz für sein weiteres Leben geprägt hat: „Unsere Eltern erzogen uns von Kindheit an mit Strenge und Güte.“. Galt die Strenge zuerst und vor allem sich selbst gegenüber, so konnten seine Güte alle Menschen erfahren, denen er begegnete. Sowohl in der Heimat als Kaplan in St. Martin als auch später in China.
Aus den vielen Briefen des Heiligen an seine Familie wissen wir um die große Verbundenheit mit seiner Heimat. Auch wenn er in ihnen vor allem aus seinem eigenen Leben berichtete, wollte an allem Teilhaben, was im Elternhaus geschah. Wenn er für längere Zeit keine Post von einem der Geschwister bekam, so fragt er, ob sie ihren Bruder im fernen China schon vergessen hätten. Wird ihm von einem traurigen Ereignis in der Familie berichtet, so findet er tröstende Worte. Immer wieder bittet er um das Gebet und versichert seinerseits für all die Lieben in der Heimat zu beten. An seinen Bruder Antonio schreibt er im September 1896:
„Die Zeit reicht nicht für einen langen Brief, aber ich muss dir kurz Nachricht geben, dass ich deinen Brief mit großer Freude erhalten habe, war er doch der erste in deinem Leben. Schreibe mir nur gelegentlich, denn ich freue mich sehr darüber; zwar getrennt durch Meere von Tausenden von Stunden, bleiben wir doch Brüder und als wahre Brüder hoffen wir uns doch lieben zu können, wenn wir zurückkehren in das Vaterhaus des Paradises, wo uns schon Vater und Mutter, Brüder und Schwestern erwarten. Mir kommen die Tränen, wenn ich an diesen schönen Tag denke.“
Am Fest Allerseelen gedenkt die Kirche all ihrer Verstorbenen. Zugleich ruft uns dieses Fest in Erinnerung, auch unsere eigene Sterblichkeit immer wieder in den Blick zu nehmen. Beide Anliegen finden wir in den Briefen, Predigten und anderen Schriften des Südtiroler Heiligen Josef Freinademetz.
Gerade das Wiedersehen mit den Menschen, die ihm am Herzen liegen und das Vertrauen darauf, dass sie nach ihrem Tod bei Gott sein mögen beschäftigt ihn immer wieder. Als er im Sommer 1891 davon erfährt, dass im April sein Vater verstorben war, schreibt er an die Mutter „Ich werde wahrscheinlich im Leben nicht mehr den Trost haben, dich zu sehen, aber wir werden uns mit dem guten Vater oben im Paradies treffen.“ Nachdem ihm 1893 die Nachricht erreichte, dass nun auch die Mutter gestorben ist, lässt er in China ein Totenbilchen drucken, in dem „Priester Fu alle gläubigen Freunde darum bittet, dass sie frühzeitig aufsteige ins Himmelreich.“
Die vielen überlieferten Briefe an die Familie sowie Freunde und Wohltäter in Tirol zeugen von seiner tiefen Verbundenheit mit der Heimat aber auch den damit verbundenen Schmerz der Trennung. Im Bewusstsein, dass der Abschied von der Heimat möglicherweise ein endgültiger ist, predigt er bei seinem letzten Gottesdienst in St. Martin am 11. August 1878 „Worum ich den Herrn heute bitte, ist dies: dass unsere Trennung nicht ewig dauern möge, sondern dass wir uns alle am Tage des Gerichtes mit Palmen in den Händen auf der rechten Seite wiedersehen.“
Sein tiefer Glaube ist geprägt von der Überzeugung eines ewigen Lebens bei und mit Gott. Obwohl er auf Gottes Barmherzigkeit vertraut mahnt er in seinen Briefen immer wieder dieses Leben bei Gott nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Gerade deshalb ist es ihm wichtig einander im Gebet beizustehen, wie er im November 1893 an die Geschwister schreibt: „Das ist das Beste, was wir einander schenken können, das heißt, dass einer für den anderen betet, um die Gnade zu erflehen, dass jeder seine Aufgabe im Leben würdig erfüllen kann, damit wir uns später gemeinsam im Paradies erfreuen.“
Neben seiner eigenen Familie ist Josef Freinademetz in besonderer Weise dem Weber von Sotrú, Franz Thaler, zugetan. Er hatte ihm als zehnjährigen Buben von Oies über die Berge nach Brixen gebracht, damit er dort das Gymnasium besuchen konnte. Dafür war er ihm sein ganzes Leben dankbar. Als er vom frühen Tod seiner Frau Elisabeth erfährt, tröstet er ihn in einem Brief vom Oktober 1880 mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen im Paradies: „Einer nach dem anderen scheiden wir aus dieser Welt, bis wir uns alle im Jenseits treffen werden … Der Tag wird kommen an dem der Herr selbst unsere Tränen trocknen wird und wir uns mit Gottes Gnade oben im hl. Herzen wiedertreffen werden, Badioten und Chinesen.“
Mit dieser Sehnsucht nach einer universellen Gemeinschaft aller Gläubigen, predigt er am Allerheiligentag 1877 in St. Martin: „Liebe Christen, was werden wir empfinden, wenn wir in die Gemeinschaft der Heiligen des Himmels eingehen dürfen! Da sind Menschen aus der ganzen Welt: Schwarze aus Afrika und Weiße aus Tirol, Menschen aller Sprachen und Zeiten … Und wir werden uns alle einander kennen, als wären wir immer Brüder gewesen, die eine lange, mühe- und gefahrvolle Pilgerfahrt über das Meer dieser Erde gemacht haben.“
Am 5. Oktober 2003 wurde Josef Freinademetz zusammen mit Arnold Janssen von Papst Johannes Paul II heiliggesprochen. In seiner Predigt zitierte der Papst aus einem Brief des Heiligen vom Oktober 1878 aus Steyl an seine Eltern: „Ich betrachte das Leben als Missionar nicht als ein Opfer, das ich Gott bringe, sondern als die größte Gnade, die Gott mir schenkt.“
Auch wenn dies nicht zu den bekanntesten Worten des neuen Heiligen zählt, so ist sie in Bezug auf seine missionarische Berufung sicherlich die Wichtigste. Wird ihm auch im Laufe seines Lebens als Missionar in China so manches „Opfer“ abverlangt werden, so lebt er aus dem Bewusstsein berufen zu sein die Botschaft von Gottes Liebe allen Menschen bekannt zu machen.
Doch wo liegen die Wurzeln seiner Berufung zum Missionar? Eine wichtige Persönlichkeit auf diesem Weg war P. Johannes C. Mitterrutzner aus dem Kloster Neustift. Josef Freinademetz war über mehrere Jahre und in verschiedenen Fächern sein Schüler im Gymnasium in Brixen. Mitterrutzner, der sich in besondere Weise um die Mission Zentralafrikas verdient gemacht hatte, stand mit mehreren Missionaren der Diözese Brixen in schriftlichen Kontakt und wird auch seinen Schülern immer wieder aus dessen Briefen vorgelesen haben. Er förderte den Missionsgedanken nicht nur in dem von seinem Kloster geführten Gymnasium, sondern in der gesamten Diözese und darüber hinaus. Jahre später sind es die Briefe von Freinademetz, die Professor Mitterutzner aus China erreichen.
Als er einmal als Schüler während der Karfreitagsliturgie die Worte des Propheten Jeremia vernimmt „die Kinder betteln um Brot und es war keiner, der es ihnen brach“, treffen sie ihn mitten ins Herz, wie er einem seiner Mitschüler anvertraut. Ein anderes Mal, wie er am Fenster des Studiersaales stand und hinausblickte, glaubte er in weiter Ferne fremdartige Kinder zu sehen, die ihm zuriefen „Komm herüber und hilf uns“. Später, im Brixner Priesterseminar, widmete er einer seiner Übungspredigten dem Thema der Mission. So wird Josef Freinademetz sowohl während seiner Zeit im Gymnasium als auch später im Seminar immer wieder an eine mögliche Berufung als Missionar gedacht haben.
Und so verwundert es nicht, wenn er im Dezember 1891 aus China an seinen Neffen Peter Frenademez schreibt: „Was wäre es eine Freude für mich und große Gnade für dich, wenn du später auch als Missionar nach China herüberkämst … beten darfst du schon um diese Gnade, wie ich bereits getan, als ich ein kleiner Student war wie du jetzt bist. Ich hatte mich auch kaum möglich erachtet, nach China zu kommen; aber bei Gott ist eben kein Ding unmöglich.“
Ein weiterer Mosaikstein in diesem Bild der missionarischen Berufung und der letzte Anstoß um dieser Berufung auch nachzugehen war ein Artikel aus dem Brixner Kirchenblatt vom Januar 1878 über das nur wenige Jahre zuvor gegründete Missionshaus. Wenige Wochen später schreibt Freinademetz dem Rektor Arnold Janssen: „Hochwürdigster Herr, der Ruf der von Ihnen ins Leben gerufenen Missionsanstalt, auf welcher der Segen Gottes so auffallend ruht, ist auch bis in die entlegensten Winkel Tirols gedrungen. Da ich mich schon seit Jahren mit dem Gedanken trage, mich dem Missionsberufe zu widmen, so wage ich es ehrfurchtsvoll, in Ihrem Hause um Aufnahme anzuklopfen.“
Das Fest „Kreuzerhöhung“, dass die Kirche am 14. September feiert erinnert uns an die Einweihung der ersten Kirche über dem Hl. Grab in Jerusalem und das den Gläubigen zur Verehrung gezeigte Kreuz. Aber auch an die Rückführung des durch die Perser geraubten Kreuzes durch den oströmischen Kaiser Heraklios zu Beginn des 7. Jahrhunderts. Diese Ereignisse als auch die legendenhafte Auffindung des Kreuzes Jesu durch die Kaiserin Helena finden wir in den barocken Deckenfresken der Brixner Seminarkapelle dargestellt.
Josef Freinademetz wird während seiner vierjährigen Seminarzeit immer wieder einmal zu ihnen hinaufgeblickt haben. Noch öfter auf das Altarbild mit der Darstellung Jesu am Kreuz, zugleich die 12. Station des Kreuzweges der Seminarkapelle. Am Fest des Hl. Jakobus, 25. Juli 1875, wird er an diesem Ort durch Fürstbischof Vinzenz Gasser zum Priester geweiht. Als man ihm am 1. Februar 1908 in Taikia (China) bestattet, findet er seine letzte Ruhe zu Füssen der 12. Kreuzwegstation auf dem dortigen Friedhof.
Aufgewachsen am Fuße eines mächtigen Bergmassives, des Kreuzkofels, ist ihm von Kindheit an vertraut, wie zu Beginn des Sommers eine hölzerne Figur des kreuztragenden Jesus von vier kräftigen Männern von der Dorfkirche St. Leonhard hinaufgetragen wird zu der auf in 2000 m Höhe gelegenen Wallfahrtskirche „Zum Hl. Kreuz“. Seit dem Mittelalter steht diese Kirche am Fuße der mächtigen Felsen. Sein Vater, Johann Matthias, geht im Sommer einmal die Woche von Oies den steilen Weg hinauf nach Hl. Kreuz um dort alle Anliegen der großen Familie dem gekreuzigten Herrn anzuvertrauen. Der Mesner von Hl. Kreuz, ein Freund der Familie Freinademetz, empfängt noch viele Jahre später Grüße aus China.
Im Geburtshaus in Oies wird ein Kreuz verwahrt, dass den Heiligen auf seinen langen Reisen als Wandermissionar durch Süd-Shantung begleitete. Am eigenen Leibe musste Josef Freinademetz immer wieder erfahren, was es heißt, dem gekreuzigten Herrn nachzufolgen. Anfeindungen, Verfolgung und auch Misshandlungen begleiten vor allem die ersten Jahre seines Wirkens. Doch an seine Eltern schreibt er am 22. März 1886 „Seit sieben Jahren bin ich in China, und wenn Gott will, bin ich bereit, noch 70 Jahre hier zu bleiben. Die Christen lieben ihre Missionare wie in Europa, und wohl noch mehr. Dafür nimmt man einige Kreuze gern mit in Kauf.“
Am Kreuz Christi richtete er sich immer wieder auf und schöpfte daraus seine Kraft, so wie er es im Februar 1879, wenige Tage vor seiner Aussendung als Missionar nach China den Schülern des Missionshauses in Steyl predigte:
„Auf den Bergen Tirols begegnet man fast jeden Augenblick auf allen Wegen und Stegen, in Wald und Feld, auf Hügeln und Bergen dem Bilde des gekreuzigten göttlichen Heilandes und es tut dem Wanderer so recht wohl, wenn er, um neuen Atem zu schöpfen, für ein paar Augenblicke sich niedersetzt zu den Füßen des Kreuzes und einen stummen Blick auf denjenigen wirft, der droben hängt (...) Wie glücklich, wenn Ihr Euch schon jetzt angewöhnen würdet, jeden Tag, und sei es auch nur fünf Minuten, in diesem Buche zu lesen. Und wären alle Meister des geistlichen Lebens tot und alle Unterrichtsbücher verbrannt, dieses eine Buch würde für dich vollständig ausreichen.“
Text der Predigt (auf Deutsch) - Download
Jeden letzten Freitag im Monat findet von 15 Uhr bis 16 Uhr im Geburtshaus von Josef Freinademetz ein "Bibliolog" statt.
Biblilog ist ein Weg die Bibel als lebendig und bedeutsam für das eigene Leben zu erfahren.
Texte der hl. Schrift werden durch eine kreative Füllung ihrer Lücken ausgelegt. Das „schwarze Feuer“ der Buchstaben und das „weiße Feuer“ als dem Raum zwischen den Worten regen zum Dialog mit dem Text an.
Sprache: Deutsch
Info unter: info@freinademetz.it oder Tel. 0471 839 635 (Geburtshaus / Br. Michael Ertl)
Die Steyler Missionare und Missionsschwestern laden ein zu drei biblischen Abenden. An den Vortrag zum Thema schließt sich jeweils eine Bildmeditation an, die das Gehörte vertieft.
Wer möchte, kann anschließend die Abendmesse um 19.30 Uhr mitfeiern.
Das kostenlose Angebot wird gestaltet von Sr. Anna Damas und Bruder Michael Ertl.
Sprache: Deutsch.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Mittwoch, 8. Juni, 18.30 Uhr
Freinademetz-Kirche in Oies
Brunnengeschichten in der Bibel
Einst traf Jakob seine Rachel am Brunnen. Am Brunnen trifft Jesus die Samariterin, und eine Liebesgeschichte anderer Art nimmt ihren Anfang...
Donnerstag, 9. Juni, 18.30 Uhr
Freinademetz-Kirche in Oies
Gartengeschichten in der Bibel
Ein Garten steht am Anfang der Schöpfung: das Paradies – und darum erzählt uns der Evangelist Johannes die Vollendung der Schöpfung auch in Geschichten vom Garten.
Freitag, 10. Juni, 18.30 Uhr
Freinademetz-Kirche in Oies
Heilungsgeschichten in der Bibel
Das Wasser im Land des Gottes Israels heilt, wie Naaman am eigenen Leib erfährt. Aber wer Jesus trifft, das lebendige Wasser, braucht kein Reinigungsritual mehr, um heil zu werden.
Text der Predigt (auf Deutsch und Englisch) - Download